Vor einem guten Jahr hörten Millionen trauriger deutscher Fußball-Fans noch seine "Rücktrittserklärung" live im Fernsehen, jetzt will Thomas Müller am liebsten "für immer" in der DFB-Auswahl spielen. "So lange ich Profi bin und bei meinem Verein Tag für Tag auf dem Platz stehe, stehe ich auch der Nationalmannschaft zur Verfügung, weil man meiner Meinung nach nicht aus der Nationalmannschaft zurücktritt", sagte Müller vor dem Länderspiel in Philadelphia gegen Mexiko am Mittwoch (2.00 Uhr MESZ/ARD).

"Wenn der Trainer auf mich zurückgreifen will, will ich auch nicht kneifen", ergänzte Müller mit Blick auf den neben ihm sitzenden Bundestrainer Julian Nagelsmann, der darauf schmunzelnd erwiderte: "Ich greife gerne auf dich zurück, aber das weißt du ja, deswegen sitzt du ja hier."

Seinen vermeintlichen Abschied nach dem Vorrunden-Desaster bei der WM in Katar erklärte Müller im Rückblick damit, dass er damals nicht wissen konnte, ob er je wieder eingeladen werden würde. "Der Moment des Ausscheidens war ziemlich hart", sagte er, "ich wusste um die Situation und die Mechanismen. Wenn man schlecht abgeschnitten hat, müssen die Spieler, die länger dabei und im Fokus gewesen sind, die Kapitäne, Verantwortung tragen."

Weil er nicht habe absehen können, "wie es weiter geht, wollte ich im letzten Satz die Möglichkeit nutzen, falls es mein letztes Länderspiel gewesen wäre, mich zu verabschieden. Man kann sagen, das war ein bisschen egoistisch, aber das war frei von der Leber weg" - und voreilig.

Zwar wurde Müller von Bundestrainer Hansi Flick nach der WM erstmal wie einst schon von Joachim Löw aussortiert. Doch ihm gelang im September das zweite DFB-Comeback, und auch unter Nagelsmann ist er jetzt wieder dabei. Gegen Mexiko könnte der 34-Jährige sein 125. Länderspiel (45 Tore) bestreiten - zehn Monate nach seinem "Rücktritt".