Für den Sporthistoriker Ansgar Molzberger steckt die Bedeutung der verstorbenen Fußball-Ikone Franz Beckenbauer für das "adelsverrückte" Deutschland schon im Spitznamen. "Mit Kaiser ist man an der Spitze, noch höher als ein König gestellt", sagte Molzberger im SID-Interview: "Weiter kann man nicht kommen."

Durch die Bezeichung als "Kaiser" werde deutlich, "dass jemand nicht nur ein erfolgreicher Sportler ist oder war, sondern auch eine besondere Rolle in der Gesellschaft spielt". Beckenbauer war am Sonntag im Kreise seiner Familie verstorben.

Seinen Ruf erarbeitete sich Beckenbauer laut Molzberger früh in seiner Karriere. "Er galt als unangreifbar, als geradezu Adliger auf dem Platz", erklärte der Sporthistoriker. Beckenbauer habe eine "überragende Spielübersicht" gehabt und habe das Spiel "von seiner Position aus gesteuert".

Lediglich einen Knick habe es in Beckenbauers Karriere gegeben. "Der Bruch kam mit der Aufarbeitung der WM-Vergabe 2006, als er zum Sündenbock gemacht wurde", sagte Molzberger - dabei sei das Turnier eigentlich "seine größte Leistung" gewesen. Das sei "ihm so zuvor nicht widerfahren" und habe "ihm sicherlich sehr wehgetan".