Rani Khedira biss sich auf die Zunge. "Das spricht für sich, ich habe schon genug dazu gesagt", antwortete der Kapitän von Union Berlin, als er seine Kritik an den Mitspielern konkretisieren sollte. "Wir wissen, wie schwierig es ist, 40 Punkte in der Bundesliga zu holen", sagte der 29-Jährige nach dem ernüchternden 0:3 (0:1) beim VfL Bochum, "das haben wir eigentlich von Anfang an gepredigt, aber vielleicht nicht zu 100 Prozent danach gelebt."

Vier Tage nach dem gefeierten Abschied von der großen europäischen Bühne sind die Berliner im Bundesliga-Alltag wieder ganz weit unten angekommen. Nach der zehnten Saisonniederlage droht mit nur zehn Punkten ein Überwintern auf einem Abstiegsplatz und ein langer, harter Kampf um den Klassenerhalt. "Wir müssen mit vollem Fokus alles in diesen Abstiegskampf reinlegen - und jedem bewusst machen, um was es wirklich geht", forderte Khedira.

Ganz offensichtlich war der Kapitän mit seinen Teamkollegen nicht zufrieden - und scheute sich auch nicht, es anzusprechen. "Wenn du deine Position nicht einhältst wie abgesprochen, dann ist es schwierig, in der Bundesliga Punkte zu holen", kritisierte Khedira. 

Nach dem ersten Sieg unter dem neuen Trainer Nenad Bjelica (3:1 gegen Borussia Mönchengladbach) und dem achtbaren 2:3 im letzten Champions-League-Spiel gegen Real Madrid war die Pleite in Bochum "auf jeden Fall ernüchternd". Eigentlich, so Khedira, sollte die Partie beim direkten Konkurrenten "unser Highlightspiel" sein, "dass wir mit Bochum gleichziehen und am Mittwoch weiter auf der Welle reiten". 

Jetzt ist das letzte Spiel des Jahres gegen den 1. FC Köln schon ein Endspiel. "Ich bin sauer auf alles", sagte Khedira, "wenn du mit zehn Punkten da stehst, dann kannst du nicht zufrieden sein, dann kannst du nicht in Ruhe Weihnachten feiern."