Fußball-Weltmeisterin Jenni Hermoso hat nach dem Kuss-Skandal um den ehemaligen Verbandspräsident Luis Rubiales ihr Comeback für die spanische Fußballerinnen gegeben - und ist gleich zur Spielerin des Spiels geworden. Die 33-Jährige wurde am Freitag im Nations-League-Spiel in Italien in der 68. Minute eingewechselt - 68 Tage nach dem folgenschweren Vorfall bei der WM-Siegerehrung - und erzielte in der 89. Minute den entscheidenden Treffer zum 1:0-Endstand. 

"Ich kann sagen, dass ich über viele Dinge nachgedacht habe. Aber das Leben macht einem manchmal Geschenke", sagte Hermose beim spanischen Rundfunksender TVE: "Ich habe an die Menschen gedacht, die hinter mir standen. Ich bin glücklich, dank ihnen konnte ich den Fußball wieder genießen."

Die Ibererinnen führen nach drei Spielen die Tabelle der Gruppe A4 mit der Ideal-Punktzahl neun vor Schweden (6), Italien (3) und der Schweiz (0) an. Das Halbfinale ist damit in greifbarer Nähe. Das Ticket für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris hat das Team von Trainerin Montse Tome durch den Weltmeistertitel bereits sicher.

Hermoso hatte am Montagabend erstmals seit dem Skandal wieder mit dem Nationalteam trainiert. Die anwesenden Zuschauerinnen und Zuschauer applaudierten, als die Offensivspielerin das Feld betrat. Nach der Einheit posierte sie für Fotos mit Fans. Ende September, bei der ersten Länderspielmaßnahme nach dem WM-Titelgewinn in Australien und Neuseeland, war Hermoso noch nicht berufen worden - angeblich zu ihrem eigenen Schutz.

Rubiales hatte Hermoso bei der Siegerehrung nach dem WM-Endspielsieg gegen England in Sydney übergriffig auf den Mund geküsst. Der Fall löste weltweit einen Sturm der Entrüstung aus, die Weltmeisterinnen waren vorübergehend in den Streik getreten.

Rubiales blieb zunächst stur im Amt, gab unter großem Druck dann aber doch auf. Er darf sich Hermoso zudem weder nähern noch Kontakt zu ihr aufnehmen. Der umstrittene Weltmeister-Coach Jorge Vilda wurde im Zuge der Aufarbeitung der WM entlassen.